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The world shall perish not for lack of wonders, but for lack of wonder – JBS Haldane


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Unterirdische Metropolen

Soziale Insekten gehören zu den faszinierendsten Lebewesen die ich kenne. Insbesondere aus kognitionsbiologischer Sicht finde ich sie mehr als erstaunlich: Im Verbund, also als Superorganismus, sind sie zu ganz erstaunlichen Leistungen und Entscheidungen fähig, während das einzelne Individuum nicht besonders weit kommt.

Besonders angetan haben es mir Blattschneiderameisen der Gattungen Atta und Acromyrmex (tatsächlich überlege ich mir alle Jahre wieder, es mal mit der Haltung zu versuchen…). Sie leben in unterirdischen Nestern , von Texas bis Argentinien. Sie ernähren sich von Pilzen, die sie in speziellen Kammern züchten. Dafür sammeln bzw schneiden sie frische Blätter. Die Blätter werden zerkaut und auf dem zerkauten Material werden dann die Pilze angebaut. Da einige Arten sehr große Kolonien bilden können, sind die Auswirkungen im umgebenden Ökosystem ganz erheblich. Von Atta colombica weiß man, dass eine Kolonie pro Jahr zwischen 85 und 470 kg Trockenmasse Pflanzenmaterial einträgt, das entspricht Blattflächen von 835 bis 4550 qm. Wenn sie das aus einer landwirtschaftlichen Nutzfläche entnehmen, ist die Begeisterung der Bauern natürlich entsprechend groß – so oder so sollte aber der norme Einfluss auf die Umgebung deutlich werden. Hier besteht übrigens eine interessante Parallele zur Menschheit: Beide Gesellschaften verändern ihre natürliche Umgebung in großem Umfang, beide sind ausnehmend erfolgreich und zwar basierend auf Landwirtschaft!

Blattschneiderameisen haben ein hoch entwickeltes Kastensystem, das alleine wäre einen Blogeintrag wert. Genauso beeindruckend sind aber ihre Nester, mit unzähligen Pilzkammern, Abfallhalden und Bruträumen. Das Video zeigt, wie eine solche Ameisen-Metropole (ein Nest von Atta laevigata) von Forschern ausgegossen wird. Über drei Tage waren 10 Tonnen Bindemittel nötig, das Nest geht 8m in die Tiefe und hat 50qm in der Fläche. Beim Bau ihrer Stadt haben die Ameisen ca 40 Tonnen Material bewegt!

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