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The world shall perish not for lack of wonders, but for lack of wonder – JBS Haldane

Varroa destructor bei der Arbeit

4 Kommentare

Wenn man heutzutage etwas über das Bienensterben und die Probleme der Bienen liest, hört oder sieht, wird auch immer von der parasitischen Milbe Varroa destructor die Rede sein. Ob sie wirklich der Hauptgrund für die Probleme der Bienen ist, darf (und muss) diskutiert werden, auf jeden Fall aber stellt sie ein Problem dar.

Hier mal ein Detail einer stark befallenen Biene:

Die Biene ist von drei Milben befallen, das ist bereits Zeichen eines starken Befalls im Volk. Dass die Milben großen Schaden anrichten, wird schon aus dem Grössenverhältnis von Wirt zu Parasit deutlich: Wären es Zecken am Menschen, so hätten sie etwa die Größe von Kaninchen. Man stelle sich also vor, mit drei kaninchengroßen Zecken am Körper seinem Tagesgeschäft nachzugehen. Abgesehen vom Gruselfaktor, dürfte klar sein dass man das nicht lange durchhält. Im Gegensatz zu Zecken, sind die Milben auf ihren Wirten übrigens auch noch ausnehmend mobil:

Neben der körperlichen Schwächung durch das Saugen der Hämolymphe, übertragen die Milben dabei aber auch Krankheitserreger wie z.B. Viren. Ähnliches passiert auch beim Menschen, z.B. bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Die virale Infektion durch eine Milbe hat erheblich schwerwiegendere Auswirkungen als über andere Infektionswege: Zum einen injiziert die Milbe die Viren direkt in den Körper des Wirts, also an allen natürlichen Verteidigungsmechanismen vorbei. Zum anderen vermehrt und entwickelt sich Varroa destructor in der Brut, der Großteil der Milben in einem Bienenvolk ist immer in der Brut. Die weiblichen Milben begeben sich kurz vor dem verdeckeln der Zellen zu den Larven und lassen sich mit ihnen einschließen. Dann beginnen sie, Eier zu legen und sich an der verpuppenden Larve zu nähren. Je länger die Larve verdeckelt verbleibt, desto mehr Nachwuchs kann die Milbe erzeugen. Und der ernährt sich auch von der unglücklichen Larve. Diese wird nun in der sensiblen Verpuppungssphase mit den Viren infiziert, was entsprechend verheerende Folgen hat. Übrigens öffnen die Milben ihr Opfer nur an einer einzigen, verhältnismässig verträglichen Stelle, die dann vom adulten Weibchen für ihren Nachwuchs (der noch keine ausreichenden Mundwerkzeuge hat) offen gehalten wird. Die „Saug-Stelle“ wird verträglich angelegt, weil die Biene ja noch normal und weitestgehend aus eigener Kraft schlüpfen und danach ihre natürlichen Aufgaben (Brutpflege!) erfüllen soll – und dabei die Milben auf weitere Brutzellen verteilt.

Liegt aber ein starker Milbenbefall vor und sind die Milben Vektoren (Überträger) für Viren, so hilft diese „Rücksicht“ der Biene auch nichts mehr. Ein Virus hat nun von der Ausbreitung der Varroa besonders profitiert, aus offensichtlichen Gründen heisst es Deformed Wing Virus (DWV).

Ohne die Milbe kann das DWV in einem Volk präsent sein, ohne das es vermehrt zu klinischen Symptomen kommt. In den Milben wurden allerdings stark erhöhte Mengen an Viren gefunden, man vermutet dass sich die Viren in den Milben vermehren können. Daraus ergibt sich eine verstärkte Schadwirkung für die Biene: Sie wird nicht nur parasitiert, ihr werden auch noch sehr hohe Mengen an Viruspartikeln direkt in den Körper injiziert, und das auch noch in der Entwicklung. Dann Schlüpfen entsprechend stark geschädigte Bienen mit deformierten Flügeln und eingeschränkter Lebensfähigkeit. Sieht man also entsprechend geschädigte Bienen, ist die ein deutlicher Hinweis auf einen starken Varroa-Befall des Volkes.

Autor: knackbock

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4 Kommentare zu “Varroa destructor bei der Arbeit

  1. Ich hoffe die Fotos zeigen nicht deine eigenen Bienen! Aber wenn doch, kannst du gegen die Milben und Viren etwas unternehmen? Gibt es so etwas wie ein Impfmittel?

  2. Leider ist das eine Biene aus dem späten Schwarm…
    Ein Impfmittel gibt es nicht, aber verschiedene andere Mittel. Es gibt Akarizide, die haben aber den Nachteil dass sich Resistenzen bilden und Rückstände im Wachs bleiben. Der ‚moderne Imker‘ behandelt daher mit Säuren, genauer Ameisensäure (und Oxalsäure im WInter). Man stellt einen Verdunster mit konzentrierter Ameisensäure über die Waben (in den Kasten), so entsteht eine „Säure-Atmosphäre“ im Stock. Leider haben meine Behandlungen nicht so funktioniert wie sie es nach Lehrbuch eigentlich sollten, daher die kritische Situation in diesem Volk. 😦

    • Oh je…, das ist natürlich nicht sehr schön! ;( Ich hoffe du hast mehrere Völker an verschiedenen Standorten, die sich nicht gegenseitig anstecken können! Ich frage mich, ob die Milben vielleicht durch zu feucht-(warmes)-kaltes Klima begünstigt werden. Wenn man die Bienenstöcke irgendwie trocken und warm lagern könnte, ohne dass sie durch einen Hitzeschock eingehen… 😉 Oder natürliche Feinde von solchen Milben?

  3. Pingback: Drohnen | KnackBockBlog

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