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The world shall perish not for lack of wonders, but for lack of wonder – JBS Haldane

Des Teufels Tröte…

Ein Kommentar

ResearchBlogging.org…die Vuvuzela. Wer erinnert sich nicht an die sonst so schöne WM in Südafrika, bei der die Vuvuzelas jede Stadionatmosphäre durch einen einheitlichen Summton ersetzt hatten.

Vermutlich ähnlich genervt wie der durchschnittliche Fußball-Fan haben sich drei Wissenschaftler aus London auf den Weg gemacht, die subjektive Antipathie gegen die Plastiktröten auf wissenschaftliche Füße zu stellen. Interessanterweise haben sie nicht den offensichtlichsten Ansatzpunkt, den nervigen Lärm, zum Gegenstand ihrer Untersuchung gemacht, sondern eine andere Art der Emission: Die der Körperflüssigkeiten der Benutzer. Denn genau so wie man beim Sprechen, Niesen oder Husten kleine und kleinste Tröpfchen in die Welt bläst, geschieht dies auch beim vuvuzelisieren (ich weigere mich in diesem Kontext von ’spielen‘ zu sprechen, aus Respekt vor echten Instrumenten). Interessant ist dabei neben der Menge auch die Größe der Tropfen, denn diese bestimmt zeitliche und räumliche Reichweite.

Vuvuzelas/ Dundas Football Club

Vuvuzelas/ Dundas Football Club


Unsere drei Helden (Ka-Man Lai, Christian Bottomley und Ruth McNerney) haben nun acht Versuchspersonen (4 Frauen + 4 Männer) die Vuvuzela blasen lassen und dabei mittels „six channel laser particle counter“ gemessen was vorne rauskommt. Zum Vergleich hat jede Person auch durch eine ‚Flüstertüte‘ simpelster Art geschrien, auch hier wurde die Emission gemessen.

Es zeigt sich, dass die Tröte eine extrem effiziente Aerosolschleuder ist: Die Vuvuzela emittiert im Mittel 658×10hoch3 Partikel pro Sekunde und Liter, beim Schreien sind es nur 3.7×10hoch3. Dazu kommt die mehr als 3x so hohe höhere Mündungsgeschwindigkeit der Vuvuzela, was natürlich eine grössere Reichweite garantiert. Außerdem bläst nicht nur ein Liter pro Sekunde aus der Vuvuzela, sondern sie erreicht im Mittel Spitzenwerte von 6,1 Liter (ohne Hilfsmittel kommt man nur auf 1,8 Liter/s).

Also emittiert die Teufelströte bis zu 4 Millionen Aerosolpartikel pro Sekunde, im Vergleich zu gut 7000 beim Schreien. Die Flüssigkeitströpfchen stammen aus Atemtrakt oder Mund des Tröters und sind in der Mehrzahl zwischen 0,5 und 5 Mikrometer klein. Damit können sie problemlos in die unteren Atemwege/Alveolen gelangen und einige Zeit in der Schwebe verbleiben.

Lai K-M, Bottomley C, McNerney R, 2011 Propagation of Respiratory Aerosols by the Vuvuzela. PLoS ONE 6(5): e20086. doi:10.1371/journal.pone.0020086

Lai K-M, Bottomley C, McNerney R, 2011 Propagation of Respiratory Aerosols by the Vuvuzela. PLoS ONE 6(5): e20086. doi:10.1371/journal.pone.0020086

Falls ihr zu den Glücklichen gehört, die in Südafrika im Stadion waren und in mitten einer Gruppe von Vuvuzelas gesessen habt, so hoffe ich dass wenigstens der Wind günstig stand. Die Vorstellung, über 90 Minuten in einer Wolke von klitzekleinen Speicheltröpfchen aus den Tröten der menschlichen Nebelmaschinen zu stehen, jagt mir schon einen kleinen Schauer über den Rücken. Aber vielleicht bin ich auch nur zu empfindlich…

Lai, K., Bottomley, C., & McNerney, R. (2011). Propagation of Respiratory Aerosols by the Vuvuzela PLoS ONE, 6 (5) DOI: 10.1371/journal.pone.0020086

Autor: knackbock

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